Warum sich agile Methoden im SAP-Umfeld nicht ausschließen
Wer der Gebrauchsanleitung folgt, wird nie MacGyver. Für komplexe Herausforderungen gerade in der IT-Entwicklung eignet sich ein Schritt-für-Schritt-Trampelpfad eben nur wenig. Wer in einem Umfeld arbeitet, das sich ständig ändert, muss bekannte Prozesse und Zeitpläne aufbrechen, um sich Platz für die nötige Flexibilität und eigene Gedanken zu schaffen. Agiles Arbeiten ist dafür das bekannteste und effizienteste Werkzeug.
Im Unterschied zum klassischen Projektmanagement, bei dem oft sehr lange an einem Produkt, zum Beispiel einer Software, gearbeitet wird, um es am Ende in finaler Version erstmals dem Kunden zu präsentieren, setzt die agile Methode auf kurze Intervalle. Große Aufgaben werden in kleine Arbeitspakete gepackt und die Zwischenergebnisse immer wieder auch dem Kunden vorgestellt. Entlang des Weges wird das Produkt optimiert und angepasst, falls sich Anforderungen oder die Marktlage ändern. Die Methode macht das Arbeiten wendiger, Veränderungen am Markt können besser berücksichtigt werden, sodass man sicherstellt, nach monatelanger Arbeit kein Ergebnis abzuliefern, das inzwischen schon überholt ist.
Agile trifft auf SAP: Meetup @Unite
Agile Methoden haben sich in den letzten Jahren zum dominanten Vorgehensmodell in der IT-Branche entwickelt. Auch im SAP-Umfeld findet der Ansatz wachsenden Zuspruch. Unite veranstaltete 2022 in Leipzig erstmals ein SAP-Meetup und öffnete die Türen für fachlichen Austausch und Netzwerken. Agile Coach Jana Wachsmuth und Product Owner Lukas Marsoner berichten im Vortrag, was agiles Arbeiten bei Unite bedeutet.
Wie passen SAP und Agilität zusammen?
Die B2B-Plattform Unite nutzt die agile Methode auch bei Software-Riesen wie SAP, die eher weniger für wendige Entwicklungsmethoden bekannt sind. Und wie sieht das genau aus? Mit neuen, agilen Scrum-Prozessen! Ja, wieder Prozesse, aber diesmal eben besser. Unite hat dafür die vorgefertigten agilen Arbeitsmethoden so angepasst, dass sie für in den Arbeitsalltag passend sind. Wir setzen uns so ein paar Leitplanken und nutzen die Freiheit dazwischen, um kreativ an neuen Lösungen zu arbeiten.
Um uns zu strukturieren, arbeiten wir in festen Formaten, die sich in der agilen Welt etabliert haben: 2-wöchige Arbeitsiterationen (Sprints), regelmäßige Meetings zum Austausch (Daily), gemeinsame Aufgabenplanung (Planning), Präsentation der Ergebnisse (Review) und Reflexion der Zusammenarbeit (Retrospective). Werkzeuge wie Jira und Confluence helfen uns dabei, alles transparent in Tickets zu organisieren. Fachlich verantwortlich ist der Product Owner, der alle Fäden das Produkt betreffend, in der Hand hat. Ein Scrum Master verantwortet, dass das Team effizient zusammenarbeitet und räumt Hindernisse aus dem Weg, die das Team blockieren. Mehr zu den einzelnen Rollen, die zu einer agilen Arbeitsweise gehören, gibt es hier.
Mindset gehört zur Methode
Wenn die Struktur gesetzt ist, sind die wichtigsten Fragen noch offen: Warum tue ich etwas und für wen? Agile Working ist eine Haltung und zeichnet sich durch einen besonderen Kundenfokus aus. Statt am Ende einer Arbeitsphase ein Ergebnis zu präsentieren, sitzt der Anforderer hier immer wieder mit am Tisch und gibt Feedback zu Teilprodukten. In kurzen Iterationen (den Zwei-Wochen-Sprints) sind Anpassungen dann viel schmerzfreier und schneller umzusetzen. Die Gefahr, monatelang an etwas gearbeitet zu haben, was dem Kunden oder Stakeholder dann plötzlich nicht gefällt, ist so endlich ausgemerzt. Außerdem wächst das Team in seiner Bedeutung vom Umsetzer zum Berater.
Was hier schon durchscheint, ist der hohe Anteil an Kommunikation. In regelmäßigen Meetings wird Feedback ausgetauscht, Arbeitspakete besprochen, Schnittstellen und Abhängigkeiten aufgedeckt, Prioritäten geklärt und Fragen beantwortet. Das ist sehr zeitaufwendig, reduziert aber die Reibung in der Arbeitsphase enorm. „Wir erleben, dass Probleme offensichtlicher werden“, sagt Jana Wachsmuth, unser Agile Coach dazu.
Jedes Teammitglied übernimmt zudem die Verantwortung für den Beitrag, den es leistet. Klingt banal, ist aber essenziell. „Wir verständigen uns gemeinsam auf ein Ziel, das innerhalb von zwei Wochen erreicht werden soll“, so Jana Wachsmuth. Ist das einmal gesetzt, können Teammitglieder an ihrem Beitrag autonom arbeiten. Autonomes Arbeiten bedeutet im Kern: selbstständig einen Weg zur Lösung finden. Wie der aussieht, bestimmt das Teammitglied selbst. Hier steckt der große Gewinn aus der agilen Methode: die Freiheit, selbst zu denken, kreativ zu sein, mehr Spaß zu haben und möglicherweise einen innovativen Ansatz zu finden, den man in einer vorgegebenen Arbeitsweise nicht gesehen hätte.
Rollen verteilen und Externe einbinden
Lange waren SAP-Berater nicht Teil unserer agilen Arbeitswelt. Sie waren von dieser Methode abgeschnitten und freie Radikale außerhalb der Meetingroutinen und Rollentypen. Durch die Einbindung hat ein Umdenken in der IT stattgefunden. Plötzlich wurden viele Schnittmengen sichtbar, die vorher niemand gesehen hat.
Bei solch einer Veränderung empfiehlt sie, einen Agile Coach oder Scrum Master ins Boot zu holen. Dessen Aufgabe ist es, die agile Methode zu erklären und sicherzustellen, dass sie eingehalten wird, regelmäßig Feedback einholt und nachbessert.
„In unseren Entwicklerteams sind SAP-Berater tätig. Die haben per Rollenzuschnitt ganz ähnliche Aufgaben, wie ein Product Owner in der agilen Welt. Und da müssen wir sicherstellen, dass in den Schnittmengen keine Reibepunkte liegen und Aufgaben so klar wie möglich verteilen“, erklärt Jana Wachsmuth. Sowohl ein Product Owner als auch inhouse SAP Consultant treten mit Stakeholdern in Kontakt und beide machen ebenfalls eine Erstberatung zu Lösungen. Das ist bei der klassischen Scrum-Methode nicht vorgesehen; hier muss deshalb eine angepasste Lösung her. Die Lösung bei uns: Consultants konzentrieren sich auf inhaltliche Arbeit, der Product Owner ist das Gelenk zum Stakeholder. Beide arbeiten zusammen bei den ersten Absprachen mit den Stakeholdern und halten sich gegenseitig auf dem Laufenden, ohne zeitgleich dieselbe Arbeit zu machen.
Janas Tipps für alle, die im SAP-Umfeld agil arbeiten wollen:
Externe Mitarbeitende in die agile Arbeitsmethode einbinden – sie in Meetings einladen, eine Rolle aus der agilen Welt vergeben.
Große Aufgaben in verdauliche Häppchen schneiden. So kann man innerhalb einer Aufgabe immer wieder die Methode anpassen und hat mehrere kleine Erfolgserlebnisse.
Wenn möglich, einen Agile Coach oder Scrum Master – möglicherweise einen Freelancer – mit ins Boot holen, besonders um die erste Zeit der Umstellung zu begleiten.
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