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Erkenntnisse von der Fachtagung Spitaleinkauf: Strategien für eine gesunde Zukunft

Interview mit Nanda Samimi, Präsidentin der SVS Schweiz

Am 27. März 2025 versammelten sich im Stadtspital Zürich Triemli Fachverantwortliche aus Spitälern, Kliniken und dem erweiterten Gesundheitswesen zur Fachtagung Spitaleinkauf von Procure.ch. Im Zentrum der Veranstaltung standen die drängenden Fragen rund um die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems – und der Beitrag, den der Einkauf dabei schon heute leisten kann.

Bereits im Eröffnungsvortrag zeichnete Frau Nanda Samimi, Präsidentin der SVS Schweiz (Schweizerische Vereinigung der Spitaldirektorinnen und Spitaldirektoren), ein klares Bild der Herausforderungen: Die Schweiz steuert auf notwendige tiefgreifende Veränderungen zu. Bis 2050 wird eine deutlich gealterte und wachsende Bevölkerung die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen essentiell steigen lassen – bei gleichzeitig rückläufiger Zahl an Arbeitstätigen. Die Auswirkungen auf Personal- und Versorgungskapazitäten sowie die Finanzierung des Gesundheitswesens einer 10 Mio. Schweiz sind enorm.

Im Gespräch mit Unite beleuchtet Nanda Samimi die Auswirkungen des demografischen Wandels auf das Gesundheitssystem – und zeigt auf, wo Politik, Spitäler und der Einkauf gezielt ansetzen können.

Unite: Frau Samimi, der demografische Wandel gilt als eine der grössten Herausforderungen für das Schweizer Gesundheitswesen. Wie sehen Sie die aktuellen Entwicklungen?

Nanda Samimi: Die Veränderungen sind rasch fortschreitend. Prognosen der Vereinten Nationen zeigen, dass die Schweiz im Jahr 2050 deutlich dichter besiedelt sein wird als die Nachbarländer Deutschland oder Österreich – vor allem durch Migration infolge globaler sozioökonomischer, politischer und klimatischer Faktoren. In Städten wie Zürich oder Genf werden wir das besonders spüren. Zugleich verändert sich die Altersstruktur: In 25 Jahren werden gemäss BFS rund 47% der Menschen in der Schweiz über 65 Jahre alt sein.

Was bedeutet das für das Gesundheitssystem konkret?

Wir werden vor einer doppelten Herausforderung stehen: Die Nachfrage an Gesundheitsleistungen in der älteren Bevölkerung steigt, aber die Ressourcen, diese medizinische Versorgung zu gewährleisten, werden kaum ausreichen. Bereits heute ist der Fachkräftemangel ein omnipräsentes Thema. Dazu kommen in den letzten Jahren rasant gestiegene Sach- und Personalkosten durch die Teuerung und das bei einer unveränderten Tarifsituation. Die Spitäler weisen inzwischen sehr niedrige Gewinnmargen aus und verlieren zusehends an Substanz, resp. Eigenkapital. Laut den Spitalbenchmarkdaten haben 2023 90 % der Spitäler ihre Zielmarge von 10 % deutlich verfehlt – im Schnitt wurden nur 2,5 % EBIT erreicht! Diese Entwicklungen verunmöglichen eine nachhaltige Unternehmensführung der Spitäler. Die Situation wird sich durch die zunehmende Ressourcenverknappung aufgrund geopolitischer Unsicherheiten verschärfen. Alles wird unvermeidbar teurer. Unzuverlässige Lieferketten, Lieferengpässe, Rohstoffmangel auf der einen Seite sowie Währungsunsicherheiten und teure Fremdkapitalkosten auf der anderen Seite spitzen die Lage weiter zu.

Nanda Samimi
Nanda Samimi auf der Fachtagung "Spitaleinkauf"

Wie finanzieren wir das Gesundheitswesen dann in einer alternden Gesellschaft?

Um einer grundsätzlichen Verknappung entgegenzuwirken, müssen wir unsere Mittel und Kapazitäten gezielt und effizient einsetzen. Es gilt Verschwendung im System an allen Stellen zu reduzieren. So kann z.B. die konsequente und rasche Ambulantisierung Personal einsparen und weniger aufwendige Infrastruktur benötigen. In diesen Wandel müssen wir jedoch auch zuerst investieren. Wir werden uns auch die Frage stellen müssen, wie viel Leistungen eine qualitativ gute – und vielleicht nicht die immer überall mit allen Angeboten rasch verfügbare – Versorgung wir noch bezahlen und auch bieten können. Denn weniger Erwerbstätige als finanzkräftige Steuerzahler finanzieren einen wachsenden Versorgungsbedarf. Das bedeutet höhere Krankenkassenprämien, mehr Steuerlast und wahrscheinlich auch stärkere Eingriffe des Bundes, was den Umfang unseres Leistungsangebotes anbelangt.

Was raten Sie den Entscheidungsträgern in Spitälern und anderen Gesundheitseinrichtungen? Was können sie heute schon tun, um sich für die Zukunft vorzubereiten?

Vorausschauendes Handeln ist das Gebot der Stunde. Wer heute in digitale Prozesse und ambulante Versorgung investiert sowie Synergieeffekte durch Kooperationen nutzt, trägt zur Zukunftsfähigkeit seiner Organisation und des Gesundheitssystems bei. Auch der strategische Einkauf wird oft unterschätzt, kann aber enorm zur Effizienzsteigerung und Reduktion an Ressourcenverschwendung an vielen Orten beitragen. Die Herausforderungen sind vielseitig, aber lösbar – wenn wir gemeinsam, systematisch und koordiniert vorgehen.

Warum verdient Ihrer Meinung nach der Einkauf mehr Aufmerksamkeit, wenn es um die Transformation des Gesundheitssystems geht?

Der Einkauf ist eine enorm wirkungsvolle Stellschraube. Es geht längst nicht mehr nur darum, Produkte zu möglichst günstigen Preisen zu beschaffen. Vielmehr kommt es darauf an, Bedarfe vorausschauend zu planen und Prozesse zu optimieren. Durch Zentralisierung und bessere Koordination innerhalb der Organisation, zum Beispiel. Auch durch Standardisierung und digitale Beschaffungssysteme lassen sich Transparenz erhöhen und Kosten senken. Einkaufskooperationen etwa schaffen Synergien, und ein strategisches Kapazitätsmanagement im Einkauf stärkt die Resilienz. Aber auch das Technologie-Bewusstsein und die Innovationsstrategie einer Organisation müssen reflektiert werden: Nutzen wir Geräte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg effizient? Schöpfen wir alle Geräteleistungen wirklich vollständig aus? Dazu kommt noch die Optimierung des Materialverbrauchs entlang der gesamten Versorgungskette. Wer den Einkauf frühzeitig in strategische Entscheidungen einbindet, steigert die Kosteneffizienz seiner Organisation nachhaltig.

Frau Samimi, vielen Dank für das Gespräch.

Die Procure.ch Spitaltagung fand am 27. März 2025 im Stadtspital Zürich Triemli statt und wurde von Unite gesponsored.

Bilder: Cornelius Fischer, www.corneliusfischer.ch

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