Während sich die Wirtschaft nur langsam von der Covid-19-Pandemie erholt, stehen Unternehmen vor großen Anforderungen an ihre Beschaffung und Lieferketten. Aufgrund von globalen Lieferengpässen müssen sie ihre Lieferantenbeziehungen überdenken. Ebenso sind sie gefordert, sich mit digitalen Lösungen auseinanderzusetzen, um die Nachfrage nach ihren Produkten und Services auch künftig zu erfüllen.
Eine neue Studie zeigt, welche Herausforderungen Unternehmen heute zu bewältigen haben und wie Technologie die Probleme in der Beschaffung und im Supply Chain Management (SCM) lösen kann: Die Studie „Fortgeschrittene digitale Lösungen zur Unterstützung von Einkauf und SCM 2021“ analysiert globale Trends und bietet Einblicke in das Potenzial von zukunftsorientierten Plattformlösungen.
In diesem Blogbeitrag diskutieren wir die Studienergebnisse und werfen einen Blick darauf, was Unternehmen vom digitalen Fortschritt abhält. Weiterhin gehen wir darauf ein, mit welchen Beschaffungsmaßnahmen Unternehmen langfristig resilienter werden können. Unite ist offizieller Partner dieser E-Procurement- und SCM-Studie. Die Erkenntnisse helfen uns bei der ständigen Weiterentwicklung unserer B2B-Plattform, mit der wir die Wirtschaft für nachhaltiges Business vernetzen.
Transparenz in der Beschaffung gefordert
Die Studie gibt Einblicke in einige der Wünsche und Bedürfnisse für die Zukunft der Beschaffung. So ist für mehr als 70 % der Befragten die globale Transparenz über relevante Anbieter wichtig. Aber auf die Frage, inwieweit sie bereits fortgeschrittene digitale Technologien für mehr Lieferantentransparenz einsetzen, gab die Mehrheit (55,8 %) an, bisher nur eine „grobe Vorstellung“ zu haben. Lediglich 6,6 % setzen solche Technologien bereits in ihrem Unternehmen ein.
„Transparenz über globale Beschaffungsmärkte zu gewinnen ist eine große Chance für den Einkauf, sich unverzichtbar zu machen. Denn leistungsfähige, innovative, flexible und resiliente Lieferanten kommen dem Unternehmen als Ganzes zugute“, so Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky, Lehrstuhlinhaber für Betriebswirtschaftslehre und Industriebetriebslehre an der Universität Würzburg und Co-Autor der „Fortgeschrittene digitale Lösungen zur Unterstützung von Einkauf und SCM 2021“-Studie, im B2B Radar Podcast von Unite.
Paradigmenwechsel: Lieferantenauswahl erweitern
Mit neu gewonnener Transparenz ist der Einkauf in der Lage, die Lieferantenauswahl zu überdenken. Wie aus der Studie hervorgeht, haben Unternehmen bereits erkannt, dass eine Shortlist mit guten Lieferanten nicht mehr ausreicht. Ziel ist vielmehr, mit einer Longlist aus leistungsstarken Lieferanten anzufangen, die ihren Anforderungen und Compliance-Standards gerecht werden können. So sind Unternehmen in der Lage, vorher noch unbekannte Lieferanten in Betracht zu ziehen. Der transparente Überblick hilft ihnen dann dabei, ihre Auswahl weiter einzugrenzen und eine bessere Lieferanten-Shortlist zu erstellen.
„Jahrzehntelang hat man versucht, den Lieferantenpool zu reduzieren, um sich besser um die bestehenden Lieferanten kümmern zu können. Jetzt erkennen die Unternehmen, dass sie viel mehr lieferantenbezogene Informationen benötigen, um überhaupt erst die richtigen Anbieter zu finden“, meint Prof. Dr. Bogaschewsky.
Die weltweite Covid-19-Pandemie hat diesen Paradigmenwechsel beschleunigt. Die extremen Versorgungsengpässe haben gezeigt, dass Unternehmen zu abhängig von Anbieter-Shortlists sind. Und genau deshalb haben sie begonnen, ihre gesamte Lieferstruktur infrage zu stellen. Nun gilt es, effizientere Systeme und Strategien für das Risikomanagement zu entwickeln. Dabei können fortgeschrittene digitale Lösungen von großem Nutzen sein. Sie führen mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) Voranalysen durch, mit denen die Anbietersuche optimiert werden kann, was Unternehmen wiederum Wettbewerbsvorteile verschafft.
Nachhaltiges Business ist der Weg in die Zukunft
Auf die Frage, wie wichtig ihnen umweltbezogene anbieterspezifische Informationen sind, antworteten mehr als 73 % der Studienteilnehmer*innen mit „wichtig“ oder sogar „sehr wichtig“. Auch sozial-ethische Aspekte werden als wichtig oder sehr wichtig angesehen (67,1 %). Die Studienergebnisse zeigen, dass Unternehmen und Einrichtungen des öffentlichen Sektors nachhaltigere Lieferantenbeziehungen, Produkte und Dienstleistungen anvisieren. Das deutet darauf hin, dass die Beschaffung und das Supply Chain Management bei der künftigen Umsetzung nachhaltiger Geschäftsstrategien eine entscheidende Rolle spielen.
Digitale Lösungen bieten strategischen Mehrwert
Unternehmen können ihre Resilienz erhöhen, indem sie intelligente Plattformen und SaaS-Anbieter nutzen, die Big-Data-Analysen und künstliche Intelligenz einsetzen. Gerade CFOs und CEOs sollten erkennen, dass der Einkauf weit über das Bestellen und Verhandeln hinausgeht. Dieser sogenannte nachhaltige Wettbewerbsvorteil macht Unternehmen auf lange Sicht erfolgreich und unabhängiger von Lieferanten mit geografischen Beschränkungen oder unvereinbaren Compliance-Standards.
Fast 80 % der Befragten glauben, dass fortgeschrittene Technologien von Vorteil wären, um sie bei strategischen Beschaffungsaufgaben zu unterstützen. Was hindert sie also daran, diese Technologien auch einzusetzen? Die Hauptgründe, warum diese Lösungen nicht schnell genug oder gar nicht umgesetzt werden, sind zu wenig Personal bzw. Zeit.
Ein weiteres Hindernis ist das oft unzureichende technologische Fachwissen. Nur 6 % der Teilnehmer*innen geben an, über das erforderliche Know-how zur Einführung und Anwendung von Technologien in ihrem Unternehmen zu verfügen. Weitere Gründe sind zu niedrige Budgets, mangelnde Unterstützung durch den Vorstand und fehlende Markttransparenz.
Was können Unternehmen tun, um ihr Beschaffungspotenzial besser auszuschöpfen?
Unternehmen haben viele Möglichkeiten, ihre Beschaffung und Strategie mithilfe von fortgeschrittenen digitalen Lösungen zu verbessern:
Langfristige Lieferantenbeziehungen
Während Unternehmen mit den Folgen der Pandemie zu kämpfen haben, sind gute Lieferantenbeziehungen wichtig, um langfristig resilienter zu werden und Risiken zu verringern. „Diejenigen, die enge, langfristige Lieferantenbeziehungen pflegen, kommen besser aus einer Krise heraus als diejenigen, die das nicht tun. Das liegt daran, dass sie auch in schwierigen Zeiten zumindest eine gewisse Versorgung erhalten“, erklärt Prof. Dr. Bogaschewsky.
Das große Ganze sehen: Beschaffung als Teil einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie
Unternehmen müssen erkennen, dass das weltweite Supply Chain Management ein ganzheitlicher Prozess ist. Ein häufiger Lieferantenwechsel mag auf kurze Sicht vorteilhaft erscheinen. Doch ein solches „Cherry Picking“ sollte bei der Lieferantenauswahl vermieden werden. Nur eine ganzheitliche Strategie trägt dazu bei, ein Gleichgewicht zwischen Resilienz und Kosteneffizienz herzustellen.
Fortgeschrittene digitale Lösungen als Basis für nachhaltiges Business
Hier können fortgeschrittene digitale Tools und Plattformen helfen. Sie haben eine niedrige Einstiegshürde, da sie schnell und kostengünstig implementiert werden können. Außerdem helfen sie Unternehmen, geschäftskritische Erkenntnisse für effizientere Beschaffungsstrategien zu erhalten. Je hilfreicher sich diese Technologien im Unternehmen erweisen, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Einkauf die notwendigen Mittel erhält, um das Geschäftspotenzial und die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu steigern. Wertschöpfung beginnt ganz am Anfang. Und genau deshalb muss die Beschaffung ein wesentlicher Bestandteil der strategischen Entscheidungsfindung werden.
Die Studie „Fortgeschrittene digitale Lösungen zur Unterstützung von Einkauf und SCM 2021“ zeigt, dass Unternehmen die Vorteile von Tools und Plattformen für ihre Beschaffung bereits erkannt haben. Gleichzeitig können sie das volle Potenzial dieser Lösungen aufgrund von Budget-, Zeit- und Know-how-Beschränkungen nicht ausschöpfen.
Die Beschaffung ist Teil der gesamten Wertschöpfungskette. Sobald Unternehmen das erkannt haben, können sie in Technologien investieren, um ganzheitliche Erkenntnisse zu gewinnen und wirksame Strategien daraus zu entwickeln. Unite hat diese Studie unterstützt, um auch weiterhin eine B2B-Plattform zu bieten, mit welcher der Einkauf für die Zukunft gerüstet ist.
Hintergrundinformationen zur Studie „Fortgeschrittene digitale Lösungen zur Unterstützung von Einkauf und SCM 2021“
An der Studie „Fortgeschrittene digitale Lösungen zur Unterstützung von Einkauf und SCM 2021“ haben insgesamt 228 Expertinnen aus den Bereichen Beschaffung und Supply Chain Management teilgenommen. Die Studie wurde von Prof. Dr. Ronald Bogaschewsky von der Universität Würzburg und Prof. Dr. Holger Müller von der HTWK Leipzig durchgeführt. Zu den unterstützenden Organisationen und Unternehmen gehörten neben Unite auch apadua, archlet, Facturee, Mysupply, riskmethods und Scoutbee sowie der Bundesverband für Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik in Österreich. Die Studienteilnehmerinnen kommen aus dem deutschsprachigen Raum und repräsentieren folgende Branchen: Industrie (61,8 %), Dienstleistungen (23,7 %), öffentliche Institutionen (9,6 %) und Handel (4,8 %).
Über Unite
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